Rheuma in Österreich: Patient:innen fordern mehr Mitsprache – moderne Therapien eröffnen neue Chancen
Rheumatische Erkrankungen zählen zu den häufigsten chronischen Leiden in Österreich. Sie bedeuten für Betroffene nicht nur dauerhafte Schmerzen und Einschränkungen im Alltag, sondern stellen auch eine enorme Belastung für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft dar. Trotz großer Fortschritte in der Therapie – insbesondere durch moderne Therapien wie Biologika und Small Molecules – bleiben lange Diagnosezeiten, Versorgungslücken und Fachärztemangel zentrale Herausforderungen.
Patient:innenumfrage zeigt enorme Belastungen
Eine aktuelle Patient:innenumfrage mit 316 Teilnehmenden zeigt eindrücklich, wie sehr chronisch-entzündliches Rheuma die Lebensqualität beeinträchtigt und welche Erwartungen Betroffene an ihre Behandlung haben. “Schmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung und Bewegungseinschränkungen prägen das Leben von Menschen mit chronisch-entzündlichem Rheuma”, kommentiert Mag.a Judith Kunczier, Corporate Affairs Director von AbbVie Österreich, die Ergebnisse der Umfrage. Fast die Hälfte fühle sich durch ihre Erkrankung stark belastet, im Beruf würden durchschnittlich 27 Krankenstandstage pro Jahr anfallen, bei schweren Verläufen noch mehr (3). Besonders problematisch: Im Schnitt dauert es vier Jahre bis zur Diagnose (3). Je nach Erkrankung – Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, Psoriasis-Arthritis oder nr-axSpA – kann es unterschiedlich lange dauern, in einigen Fällen sogar über 10 Jahre.
Patient:innen wünschen sich mehr Auswahl an modernen Therapien und aktive Gespräche über Behandlungsziele. Auffällig ist auch die große Bedeutung von Patientenorganisationen, die Wissen vermitteln, Betroffene vernetzen und Unterstützung bieten (3).
Moderne Wirkstoffe als Therapiedurchbruch
Dr. Harald Leiss betont, dass neben klassischen Basismedikamenten wie Methotrexat heute moderne Kinase-Hemmer (JAK-Inhibitoren) und Biologika zur Verfügung stehen. Diese gezielten Wirkstoffe greifen direkt in Signalwege des Immunsystems ein, reduzieren die Entzündungsaktivität erheblich und eröffnen vielen Patient:innen den Weg in die Remission – den Stillstand der Erkrankung (1, 6). Der Einsatz z.B. in der Rheumatoiden Arthritis folgt dem Prinzip „Treat-to-Target“: regelmäßige Kontrolle der Krankheitsaktivität und Anpassung der Therapie gemeinsam mit den Patient:innen (4, 5). Damit rückt ein zentrales Ziel der Betroffenen in greifbare Nähe: eine bessere Lebensqualität und die Vermeidung irreversibler Schäden.
Versorgungslage am Limit – Fachkräftemangel droht
Doch die besten Medikamente nutzen wenig, wenn der Zugang zur Versorgung eingeschränkt ist. Laut Priv.-Doz.in Dr.in Christina Duftner stehen derzeit nur 299 internistische Rheumatolog:innen in Österreich zur Verfügung, davon lediglich 26 mit Kassenvertrag (1). 40 Prozent der Fachärzt:innen gehen in den kommenden Jahren in Pension, Nachwuchs fehlt. Lange Wartezeiten und regionale Unterversorgung sind die Folge (2). Die Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie fordert daher faire Honorare, eine Rheuma-Fachassistenz und mehr Ausbildungsplätze.
Remission bringt auch ökonomische Vorteile
Corinna Elling-Audersch verweist auf internationale Studien, die zeigen: Remission steigert die Arbeitsproduktivität um bis zu 75 Prozent und senkt Gesundheitskosten um bis zu 52 Prozent (6). Frühzeitige Diagnose, standardisierte Behandlungspfade und patientenzentrierte Versorgung sind daher nicht nur medizinisch, sondern auch volkswirtschaftlich entscheidend.
Patientenorganisationen stärken Kompetenz und Teilhabe
Gertraud Schaffer unterstreicht die wichtige Rolle der Österreichischen Rheumaliga (ÖRL). Patient:innen, die mit der Organisation in Kontakt stehen, sind deutlich besser über moderne Behandlungsziele informiert: 84 Prozent kennen den Begriff Remission, gegenüber nur 38 Prozent der übrigen Befragten (3). Mit Angeboten wie Rheumagymnastik, Informationsveranstaltungen und Social-Media-Angeboten – bis hin zu öffentlichkeitswirksamen Projekten wie dem Rheumabus – leistet die ÖRL einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitskompetenz und gesellschaftlichen Sichtbarkeit (6).
Rheumabus 2025 im Oktober in Niederösterreich auf Tour
Unter dem Motto „Einsteigen, Platz nehmen, informieren!“ wird bei jeder Station Beratung, Begegnung und Austausch geboten – mit erfahrenen Expert:innen aus Rheumatologie und Therapie sowie ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen der Selbsthilfeorganisation. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich – jede und jeder ist herzlich eingeladen.
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03.10.2025 | 9.00 – 12.00 Uhr | Tulln, Hauptplatz
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03.10.2025 | 14.00 – 17.00 Uhr | Melk, Hauptplatz
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04.10.2025 | 9.00 – 12.00 Uhr | Baden, Vorplatz Römertherme
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04.10.2025 | 14.00 – 17.00 Uhr | Neunkirchen, Hauptplatz
Fazit
Die Patient:innenumfrage verdeutlicht die enorme Krankheitslast und den klaren Wunsch nach modernen Therapien und mehr Mitsprache. Biologika und Small Molecules wie JAK-Inhibitoren eröffnen neue Chancen auf Remission und bessere Lebensqualität, doch Versorgungslücken bedrohen den Zugang. Um die Potenziale dieser medizinischen Fortschritte auszuschöpfen, braucht es gesicherte Facharztkapazitäten, frühzeitige Diagnosen und starke Patientenorganisationen. Nur so lassen sich sowohl Lebensqualität als auch Teilhabe und Produktivität nachhaltig verbessern – zum Nutzen der Betroffenen und des Gesundheitssystems gleichermaßen.
Faktenbox: Rheuma in Österreich auf einen Blick
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200.000–290.000 Menschen leiden an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (1).
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9,5 Mio. Krankenstandstage pro Jahr – Spitzenwert unter allen Erkrankungsgruppen (2).
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Zweithäufigster Grund für Frühpensionen (1).
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Nur 299 internistische Rheumatolog:innen, davon 26 Kassenverträge (1).
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40 % der Rheumatolog:innen gehen in den nächsten zehn Jahren in Pension (1).
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Mehr als 30 moderne Wirkstoffe verfügbar, darunter Biologika und JAK-Inhibitoren (1).
Literatur:
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Österreichischer Rheumatologie-Report der ÖGR 2023
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Statistik Austria, Krankenstandsfälle 2021
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Online Patient:innenumfrage vom Marktforschungsinstitut Integral & AbbVie in Kooperation mit der Österreichischen Rheumaliga 2025
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Treat-to-Target Empfehlungen (ASPAT)
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GAfPA (2024): The Value of Achieving Remission in Inflammatory Rheumatic Conditions
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Copyright:
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AdobeStock_Human Body Joint Pain_Copyright freshidea
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Vortragende während der Pressekonferenz zum Thema Rheuma; vlnr_Judith Kunczier, Harald Leiss, Christina Duftner (Bildschirm) und Gertraud Schaffer; Thomas Laimgruber
Die Presseunterlagen stehen hier bereit: Link
Die Inhalte wurden am 1. Oktober im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien vorgestellt.
Rückfragehinweis:
AbbVie GmbH
Erstellt am: 01.10.2025