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Krebs bei Frauen: Neue Therapien erhöhen die Heilungschancen

Nachbericht der Pressekonferenz vom Verein Leben-mit-Krebs am 26.9.23

 
 
Das Spektrum an frauenspezifischen Krebserkrankungen ist vielfältig. Karzinome der Brust und des Gebärmutterhalses gehören zu den häufig auftretenden Tumoren, sind jedoch mittlerweile in vielen Fällen gut behandelbar. Eierstockkrebs ist vergleichsweise selten, wird jedoch meistens erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Unabhängig von der Tumorart steigen die Chancen auf ein gutes Behandlungsergebnis nicht zuletzt dank der Entwicklung innovativer Therapien.
Information & Aufklärung
Das Spektrum neuer Behandlungsansätze für frauenspezifische Tumore wächst stetig. Damit geht eine Verbesserung von Prognose und Lebensqualität einher. „Komplexe Wirkmechanismen revolutionieren die Behandlung, erfordern allerdings auch mehr Zeit für Patientenaufklärung, Therapiemanagement und Dokumentation“, betont Univ.-Prof.in Dr.in Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des Universitätsklinikums AKH Wien, Präsidentin des Vereins „Leben mit Krebs“. Dieser übernimmt eine wichtige Rolle in der Wissensvermittlung für Betroffene, Angehörige und medizinische Berufsgruppen.
Am 18. Oktober (17 bis 19 Uhr im Hotel Zeitgeist, Sonnwendgasse 15, 1100 Wien) steht ein Vortragsabend zum Thema „Krebs bei Frauen“ auf dem Programm. Besucher:innen bekommen neben Informationen von Expert:innen aus erster Hand auch ausreichend Gelegenheit, Fragen zu stellen. Anmeldung erforderlich unter https://bit.ly/KrebsbeiderFrau. Aufzeichnungen der Vorträge sind allgemein zugänglich auf der Website www.leben-mit-krebs.at nachzuhören.
Aktuelle Entwicklungen bei Brustkrebs
„Brustkrebs ist heute die häufigste Tumorerkrankung weltweit und hat dennoch in den letzten Jahrzehnten einiges von seinem Schrecken verloren“, erklärt Assoc.-Prof. PD Dr. Rupert Bartsch, Programmdirektor für Brustkrebs an der Universitätsklinik für Innere Medizin 1, Klinische Abteilung für Onkologie, Medizinische Universität Wien/AKH.
Dank Screening und Awareness werden 95 Prozent aller Frauen mit Brustkrebs heute im Frühstadium diagnostiziert. Für diese Patientinnen gilt, dass in Abhängigkeit von Stadium und biologischem Subtyp zwischen acht und neuneinhalb von zehn Frauen dank individuell maßgeschneiderter Behandlungskonzepte dauerhaft gesund bleiben. Im Zentrum steht weiterhin die operative Entfernung des Tumorgewebes.
Bei metastasiertem Brustkrebs geht es um die Chronifizierung, d.h. Stabilisierung der Erkrankung über Jahre bei möglichst guter Lebensqualität mit dem Ziel, zu verhindern, dass die Erkrankung für die betroffene Frau gefährlich wird.
Die Therapiewahl richtet sich v.a. nach den jeweiligen Tumoreigenschaften. Das Spektrum an Therapieoptionen reicht von Chemotherapie über Antihormontherapien, monoklonalen Antikörpern und Immuntherapie bis zu zielgerichteten Therapien (z.B. CDK4/6-Inhibitoren), Antikörper-Medikamenten-Konjugaten und PARP-Inhibitoren.
„In absehbarer Zukunft ist mit einer Reihe neuer Medikamente zu rechnen. Sie werden zunächst zusätzliche Optionen im metastasierten Setting eröffnen. Auf lange Frist wird es jedoch ein Teil dieser Medikamente auch in die Therapie der frühen Brustkrebserkrankung schaffen, mit dem Ziel, das Rückfallrisiko weiter zu senken und/oder die Verträglichkeit im Interesse der Lebensqualität zu verbessern“, so Prof. Bartsch optimistisch.
Innovationen bei Eierstockkrebs
Nach wie vor gibt es für Eierstockkrebs keine effektiven Vorsorge- oder Früherkennungsprogramme. „Die Diagnose erfolgt meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Alexander Reinthaller, em. stellvertr. Leiter der Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Univ. Klinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität/AKH Wien. Die Standardbehandlung besteht in einer möglichst radikalen chirurgischen Entfernung des sichtbaren Tumorgewebes mit adjuvanter oder neoadjuvanter Chemotherapie. Eine weitere Therapiesäule ist die Addition eines Antikörpers (VEGF-Inhibitor Bevacizumab) gegen die Gefäßneubildung und Blutversorgung des Tumors.
Einen enormen Fortschritt brachte die Einführung von PARP-Inhibitoren. Diese verhindern die Genreparatur von Tumorzellen, welche eine sogenannte Rekombinations-Defizienz (HRD) aufweisen. Diese Blockade führt letztendlich zum Zelltod (Apoptose). Eine HRD ist bei mehr als der Hälfte aller Ovarialkarzinome mittels Spezialtest nachweisbar, insbesondere bei Mutationen im Gen von erblichem Brust- und Eierstockkrebs (BRCA 1 und BRCA 2).
In großen klinischen Studien (SOLO-11 und PAOLA-12) konnte eindrucksvoll gezeigt werden, dass durch PARP-Inhibition das mediane Gesamtüberleben von HRD-positiven Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs signifikant verlängert. Dank exzellenter Wirksamkeit und guter Verträglichkeit sind PARP-Inhibitoren bereits fester Bestandteil der Therapie von HRD-positiven Patientinnen und werden bereits in der Erstlinie eingesetzt.
Immuntherapie allein bringt bei Eierstockkrebs keine Vorteile, könnte aber als Bestandteil einer Triple-Kombination mit PARP-Inhibitor und Bevacizumab Sinn machen3. Besonders vielversprechend sind Antikörper-Medikamenten-Konjugate (ADCs). In der MIRASOL-Studie4 konnte durch ADC-Therapie bei platin-resistenten Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstock und zumindest moderat erhöhter Folatrezeptorexpression das Gesamtüberleben im Vergleich zur Standardchemotherapie signifikant verbessert werden. Damit konnte erstmals in diesem Patientinnen-Kollektiv eine Verlängerung des Gesamtüberlebens erreicht werden.
Prävention und Therapie von Gebärmutterhalskrebs
Auslöser von Gebärmutterhalskrebs und bestimmten anderen Tumoren ist das Humane Papilloma-Virus (HPV). Laut Empfehlungen5 der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (www.oeggg.at) liegt die Untergrenze für regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei einem Alter von 20 Jahren. Eine effektive Verhinderung von Krebsfällen ist mit einer HPV-Testung bei Frauen ab 30 Jahren im 3- bis 5-Jahresintervall möglich. Damit können erheblich mehr Krebsfälle detektiert werden als mit dem konventionellen PAP-Abstrich.
Seit 1. Februar 2023 ist in Österreich die HPV-Impfung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene beiderlei Geschlechts vom vollendeten 9. bis zum vollendeten 21. Lebensjahr kostenlos erhältlich. „Für einen nach heutigem Wissensstand lebenslangen Schutz sind in dieser Altersgruppe zwei Impfdosen erforderlich. Damit können sechs verschiedene Karzinome verhindert werden: Kopf-Hals-Krebs, Gebärmutterhalskrebs, Schamlippenkrebs, Scheidenkrebs, Peniskrebs und Analkrebs“, berichtet Ao. Univ.-Prof. Dr. Elmar Armin Joura, Leiter der Ambulanz für Cervix- und Vulvapathologie, Klin. Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Meduni Wien.
Jährlich werden hierzulande zirka 7.000 Konisationen – das ist die minimalinvasive operative Entfernung von Krebsvorstufen aus der Zervix – durchgeführt. Liegt bereits ein Tumor vor, steigen Behandlungsintensität und damit die Belastung mehr oder weniger linear mit dessen Größe. Bei fortgeschrittenen Stadien ist eine Bestrahlung oder Chemotherapie notwendig und mit Langzeitfolgen zu rechnen. Auch die Behandlung von HPV-bedingten Rachenkarzinomen, die aus ungeklärten Gründen vor allem bei Männern stark zunehmen, ist – trotz relativ günstiger Prognose – sehr belastend. Bei Metastasierung kommen zunehmend auch Immuntherapien zur Kontrolle der Erkrankung zum Einsatz.
Literatur:
  1. DiSilvestro P.; 5170 – Overall survival at 7-year follow-up in patients with newly diagnosed advanced ovarian cancer and a BRCA mutation who received maintenance olaparib in the SOLO1/GOG-3004 trial, ESMO 2022.
  2. Ray-Coquard I.; LBA29 – Final overall survival results from the phase III PAOLA-1/ENGOT-ov25 trial evaluating maintenance olaparib plus bevacizumab in patients with newly diagnosed advanced ovarian cancer, ESMO 2022.
  3. Harter P, Markham MJ, Abstract LBA5506, ASCO 2023.
  4. Moore KN et al. Phase III MIRASOL (GOG 3045/ENGOT-ov55) study: Initial report of mirvetuximab soravtansine vs. investigator's choice of chemotherapy in platinum-resistant, advanced high-grade epithelial ovarian, primary peritoneal, or fallopian tube cancers with high folate receptor-alpha expression. J Clin Oncol 41, 2023 (suppl 17; abstr LBA5507).
  5. Leitlinien der Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, www.oeggg.at:
  • Zervixkarzinom: Prävention, AWMF 015-027OL
  • Zervixkarzinom: Diagnostik, Therapie und Nachsorge, AWMF 032-033OL
 
Infobox
Krebs bei der Frau: Infoabend für Patient:innen & Angehörige am 18. Oktober in Wien und Online

Anlässlich des Awarenessmonats Brustkrebs im Oktober veranstaltet der „Verein Leben mit Krebs“ einen Vortragsabend mit einem Update zu den neuesten Erkenntnissen bei Brustkrebs, Eierstockkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Besucher:innen bekommen neben Informationen von Expert:innen aus erster Hand auch ausreichend Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Die Informationsveranstaltung findet am Mittwoch, 18. Oktober 2023, von 17 bis 19 Uhr im Hotel Zeitgeist (Sonnwendgasse 15, 1100 Wien) statt. Der Eintritt ist frei. Anmeldung erforderlich. Für all jene, die nicht vor Ort teilnehmen können, wird es einen Livestream geben.
Anmeldung zur Teilnahme (vor Ort oder per Livestream) unter: https://bit.ly/KrebsbeiderFrau
 
Presseunterlagen:
 
Die Presseunterlagen inkl. Pressebilder sowie das Programm zum Vortragsabend am 18.10. finden Sie unter folgendem Link zum Download:
 
Aufzeichnung des Pressefrühstücks zum Nachsehen:
 
Auf www.o-ton.at steht registrierten Journalist:innen eine multimedialen Pressemappe mit allen geschnittenen O-Töne zum Download zur Verfügung.
Pressebilder zur honorarfreien Verwendung: 
 
Bildinfo: v.l.n.r.: Univ.-Prof. Dr. Alexander Reinthaller, Assoc.-Prof. PD Dr. Rupert Bartsch, Univ.-Prof.in Dr.in Gabriela Kornek und Ao. Univ.-Prof. Dr. Elmar Armin Joura
Copyright: Thomas Laimgruber
Download-Link: Download Pressefoto
 

 

Erstellt am: 26.09.2023